Freitag, 28. August 2015

Ein zwei Wochen Rueckblick

Nachdem mein Flieger auf indischem Boden gelandet ist, ich die Pass und Visa Kontrolle passiert habe und mich auf die Rueckbank eines Taxis befinde, kann ich das naechtliche Bangalore auf mich wirken lassen.
Das bunte, laute, indische Grossstadtleben schlaeft. Gegen 4 Uhr Nachts komme ich im Hotel an, wo das Arival-Camp zur laenderspezifischen Vorbereitung stattfinden wird.

Nach nur drei Stunden Schlaf lerne ich dann beim Fruehstueck Lea und Dirk, die Mitfreiwilligen, mit denen ich waehrend des naechsten Jahres gemeinsam im Projekt leben werde kennen. Insegesamt sind wir ca. 30 Indien Freiwillige die in unterschiedlichsten Projekten plaziert sind.
Auf das angenehme Willkommensfruehstueck folgt ein langer Tag durch Indiens Buerokratie, denn alle Freiwilligen muessen sich polizeilich regristrieren lassen. Ich warte fuenf Stunden, bis mir schliesslich meine Aufenthaltsgenehmigung ausgehaendigt wird. Muede aber dennoch gut gelaunt geht es dann weiter in die Stadt zum Einkaufen.

Fuer eine Willkommensfeier sind alle auf der Suche nach einem traditionellen indischen Gewand. Waehrend wir also durch die Shops schlaendern kann ich mich an den vielen, bunten Mustern nicht satt sehen. Schliesslich entscheide ich mich fuer ein dunkelgruen gemustertes "Salwar Kameez". Ein Gewand, bestehend aus einer Flatterhose, einem Kleid (Kurta) und einem leichten Schaal (Dupatta).
Generell habe ich in den naechsten Wochen meinen mitgebrachten Kleiderschrank auf den Kopf gestellt, denn meine westlichen Klamotten werden hier eher ungerne gesehen. Nach zwei Wochen bin ich nun mit genuegend Salwar Kameez eingedeckt. Ich freue mich sehr ueber meinen neuen indischen Kleiderschrank, denn er ist Teil der ersten Schritte, die ich in dieser neuen Kultur gehe.

Desweiteren wurden wir auf dem Arival-Camp auf potenzielle Fettnaepfchen aufmerksam gemacht, sodass wir diese weitgehend umgehen koennen. Dabei wurde uns voraugengefuehrt wie die Inder uns Europaeer wahrnehmen und wie wir uns dementsprechend verhalten sollten.
Nach dem Arival-Camp, das fuenf Tage andauerte, ging es fuer uns alle in die Projekte.
Lea, Dirk und ich erreichten die Musikschule (Kalkeri Sangeet Vidyalaya), die wir unterstuetzen werden mit dem Nachtzug. Sie liegt im Norden des Staats "Karnataka", in der Naehe der Stadt Dharwad.

Sparziergang zum nächstgelegenen See


Das Dorf, "Kalkeri", in dem die Schule liegt ist von einer huegeligen und bluehenden Landschaft gepraegt.
Der Schulcampus ist an einem waldigen Huegelstueck angelegt und ueber schmale Trampelpfade zwischen den Baeumen gelangt man von Klassenraum zu Klassenraum.
Am Fuss der Huegels liegt ein Sportplatz, die Kueche und eine Versammlungshalle. Jeweils auf der anderen Seite des Campus liegen die Boys und Girls Hostels, wo die Schueler gemeinsam mit ihrern Erziehern leben. Am Hang des Huegels befindet sich die sogennante Volunteers-Area. Alle Freiwilligen (Ausser Lea und Dirk arbeiten hier noch andere Freiwillige aus aller Welt) leben in verschiedenen einraum Lehmhuetten am Hang verteilt. In einem gemuetlichen Gemeinschaftshaus, mit Kueche und offener Terasse hat man einen wunderbaren Ausblick ueber den Campus.

Die Tage beginnen hier frueh. Daran muss sich mein langschlaefer Gemuet erst noch gewoehnen.
Die aeltern Schueler stehen um 5:30 auf und ueben selbststaendig zur fruehen Stunde ihre Instrumente. Um 6:30 werden dann die juegeren geweckt. Nachdem alle geduscht und angezogen, sowie zaehnegeputzt haben beginnt um 7:30 das Fruehstueck, "Nashta" genannt.
Mein Tag startet gegen 7 Uhr, denn entweder bin ich verantwortlich fuer die Recycling-Area, wo ich gemeinsam morgens mit den Schuelern den Muell sortiere, oder ich bin fuer den sogenannten "Plate-Check" eingeteilt. Da in Indien mit den Haenden gegessen wird, muss darauf geachtet werden, dass jedes Kind auch wirklich saubere Haende hat bevor es seinen Teller bekommt, mit dem es dann weiter zur Essensausgabe geht. Anschliessend wird kontrolliert, ob auch alle Teller sauber abgegeben werden, denn jedes Kind waescht diesen mit Asche selber.
Dann beginnt der Schultag. Alle 5-10 Klassen haben bis 11:45 Musik, Theater oder Tanz Unterricht. Zur selben Zeit werden den juengeren Schueler in sogennanten "Elementry Classes" von Lehrern und Freiwilligen durch spieleriches Lernen kognitive und kreative Faehigkeiten nahegelegt.
Nach der kuenstlerischen Einheit am Morgen folgt der Akademische Teil am Nachmittag, d.h. nach dem Mittagessen um 12:30 beginnt der normale Schulaltag. Bis 16:30 habend die Kinder Unterricht. Der Englischunterricht, den ich geben werde wird auch in diese Zeitspanne fallen. Zurzeit steht noch nicht fest, welchen Jahrgang ich unterrichten werde, darum begleite ich vorerst andere Englischlehrer durch ihren Tag, um langsam und gut an meine neue Taetigkeit herrangefuehrt zu werden.
Ab 16:30 haben alle frei und werden von ihren Erziehern betreut, manchmal muessen jedoch auch noch Hausaufgaben erledigt werden. Um 19 Uhr endet dann der Tag mit dem gemeinsamen Abendessen und gegen 20 Uhr wird in dem einen oder anderen Hostel noch der Fernsehr eingeschaltet. Ab 21 Uhr schliesslich kehrt langsam Ruhe auf dem Campus ein und die Grillen beginnen mit ihrem Konzert.

Obwohl die Tage in KSV durchgetaktet wirken, herschte hier eine lockere und froehliche Atmospaehre. Die KSV Music-School ist ein besonders Projekt , dass sich in seiner Umgebung schon einen Namen gemacht hat. Wenn wir Freiwilligen beispielsweise in der naechst groesseren Stadt, Dharwad (ca. 1 millionen Einwohner) unterwegs sind, wird man oft auf Kalkeri angesprochen. Denn hier in der Gegend sind eher wenige Touristen unterwegs. Die Wahrscheinlichkeit also, dass stadtfremde Personen mit Klakeri in Verbindung gebracht werden ist besonders hoch. Aus dieser Gegebenheit entstehen tolle Begegnungen, wie z.B. wenn in der Stadt lebende Eltern uns spontan Kleinigkeiten fuer ihre Kinder mitgeben.

Es ist sehr spannend die Schule mit jedem Tag besser kennen zu lernen und seinen eigenen Platz im Projekt zu finden. Voralledem, wenn man beginnt ein paar der 250 verschiedenen Namen in Einnerung zu behalten hat man das Gefuehl langsam in seinem Auslandsjahr anzukommen.

Alles Liebe und danke fuers Lesen!
Eure Lisa